Warum rund 2.000 Löcher zur Herausforderung werden

Die Arbeiten auf dem Seesener Autobahnzubringer laufen / Umsetzung ist schwieriger als gedacht

Die alten Betonleitwände waren porös, die neuen wurden im Oktober 2018 installiert. Mit dabei war Hans-Joachim Buhle (links), er hatte die ersten im Jahr 2001 bereits mit aufgebaut.

Seesen. Nicht nur landkreis- sondern sogar niedersachsenweit hat die Straßenmeisterei Seesen etwas Neues gewagt. Auf dem Seesener Autobahnzubringer wurden sogenannte Betonleitwände installiert, der Asphalt eingebaut. Doch die Arbeiten sind immer noch nicht abgeschlossen. Statt freie Fahrt auf der B 243 –  auf jeweils zwei Spuren pro Verkehrsrichtung – steht nach wie vor nur jeweils eine zur Verfügung. Viele Autofahrer fragen sich: Wann wird der Zubringer wieder komplett geöffnet? Der „Beobachter“ hat sich vor Ort mit Frank Rüffer, Leiter der Straßenmeisterei Seesen, getroffen, um mehr zu erfahren.

Auf der insgesamt vier Kilometer langen Strecke, zwischen dem Ortsausgang Seesen und der Schlackenmühle, werden auf der Bundesstraße 243 insgesamt gut 3,5 Millionen Euro verbaut. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Autobahnzubringer in Bezug auf Asphalt, dem Randstreifen und den Mittelleitplanken aus Beton. Die Vorgängermodelle der Betonleitwand waren über die Jahre porös geworden, eingebaut wurden diese im Jahr 2001. Neue mussten her. Bewusst haben sich die Verantwortlichen für diese Betonkonstruktion entschieden. „Wir haben das Modell gewählt, um vor allem die vier Fahrspuren auf der Bundesstraße weiter gewährleisten zu können“, erklärt Frank Rüffer. Bekanntlich sind auf dem Seesener Zubringer zur A 7 in jeder Richtung pro Tag 7.500 Fahrzeuge unterwegs, auch zahlreiche Lkw. 

Darüber hinaus hat der Gesetzgeber die Richtlinien in Sachen Sicherheitsanforderungen verschärft. Die alten Schutzplanken, wie sie auf der Bundesstraße 243 von der Schlackenmühle in Richtung Osterode noch zu finden sind, dürfen nicht mehr verbaut werden. Auch in Sachen Sicherheitsabstand gibt es neue Bestimmungen, 40 bis 50 Zentimeter Abstand müssen zwischen Straße und Betonleitwand jetzt sein. Zum Vergleich: Vor gut 20 Jahren, als das alte Betonsystem eingebaut wurde, konnte die Fahrbahnmarkierung direkt an der Betonleitwand aufgebracht werden. Da die Fahrzeuge breiter werden und damit auch weiterhin zwei Fahrzeuge pro Fahrspur nebeneinander fahren können, wurde das neue System gewählt. Durch die schmale Konstruktion, im Vergleich zu anderen Modellen, ist die Vorgabe gewährleistet. Zudem handelt es sich um den derzeit höchsten Sicherheitsstandard, den diese Betonleitwände bieten.

Im Oktober 2018 wurde jedes der sechs Meter langen Betonleitwandelemente – unter Fachleuten auch als Betonrückhaltesystem bezeichnet – auf die richtige Position gebracht. Jedes Teil wiegt gut 3,3 Tonnen. Zwei Löcher pro Wand sind im unteren Bereich zu finden – für den Wasserablauf bei Regen. Und genau dem Verfüllen dieser Löcher, widmen sich nun insgesamt vier Arbeiter der Fachfirma.

Beim Vor-Ort-Termin kümmerten sich zwei Mann um die Vorarbeiten, zwei um das Verfüllen. Letzteres ist nötig, damit das Wasser von der Straße bei Regen seitlich ablaufen kann und  sich nicht staut, um Aquaplaning zu verhindern.  Zudem muss die Standfestigkeit der Betonleitwände gewährleistet sein. Gut 200 Meter beim Löcher verfüllen schaffen die Arbeiter am Tag. Mühsam muss jedes Loch per Hand mit dem Spezialmörtel, der auch gegen Frost und Streusalz beständig sein muss, verfüllt werden. Das ist nach dem Winter erst möglich, da dies nur bei gewissen Außentemperaturen realisiert werden kann.

Bei einigen Löchern reichen anderthalb Säcke Material, an einigen Stellen sind sogar drei Säcke notwendig. „Wir werden voraussichtlich am nächsten Freitag fertig sein“, war von einem der Bauarbeiter zu erfahren.

Warum wurde dann nicht gleich eine Entwässerung seitlich der Wände eingebaut? Laut Frank Rüffer hätten sie das auch gemacht, aber bei einem kompletten Straßenneubau. In Seesen wird  bekanntlich im Bestand saniert, hier müssen sie auf die Gegebenheiten vor Ort reagieren. Klar gibt es andere Konstruktionen, darunter diese Betonleitwände mit Betonfuß, doch diese kam nicht in Frage. Der Asphalt hätte beim Einbau auf die Höhe des Betonfußes gebracht werden müssen. Doch der Zubringer ist nicht überall vom Straßenniveau gleich, somit wäre die Strecke vermutlich total wellig geworden.

Fest steht, ein Zurück gibt es nicht mehr. Die Verantwortlichen hatten sich bewusst für die Arbeitsabläufe entschieden. Die Bundesstraße wurde auf zehn Zentimeter abgefräst, in dieser Stärke kam auch neuer Asphalt drauf, zudem wurden im Randbereich neue sogenannte Banketten verlegt. Die Betonleitwände wurden gesetzt, danach die Straße asphaltiert.

Die Arbeiten wurden auch in der Reihenfolge ausgeführt, um den Zubringer, auch angesichts der ständigen Autobahnsperrungen, so schnell wie möglich vor der Winterpause, von Dezember 2018 bis Anfang März 2019, für den Verkehr freigeben zu können. Frank Rüffer geht davon aus, dass alle Arbeiten voraussichtlich Ende April abgeschlossen sein werden.syg