Wasserfledermäuse und archäologische Funde verzögern A 7-Ausbau bis Ende 2022

Via Niedersachsen informiert über die weiteren Schritte / Bauverzug ursprünglich noch größer / Anpassungen notwendig

Blick von der neuen Brücke bei Ildehausen auf die A7-Großbaustelle. Seit 2017 ist die Autobahn Großbaustelle, diese wird auf einer Länge von 29,2 Kilometern sechsspurig ausgebaut.

Seesen/Northeim. Wer täglich mit dem Fahrzeug auf der A 7 zwischen Seesen und Göttingen unterwegs ist, kommt an der 29,2 Kilometer langen Baustelle vorbei. Bekanntlich wird die Autobahn hier unter anderem auf sechs Spuren vergrößert. Bis Ende 2021 sollten alle Arbeiten abgeschlossen sein. Doch der Termin ist definitiv nicht zu halten. Im Rahmen der Pressekonferenz informierte die Via Niedersachsen Verwaltungsgesellschaft mbH vertreten durch Philippe Rossignol über den aktuellen Stand der Dinge. Schlechte Nachrichten für alle Verkehrsteilnehmer: Erst Ende 2022 wird der A 7-Ausbau fertig sein. Zwei gravierende Probleme wirken sich erheblich auf die A 7-Großbaustelle aus.

Bei verschiedenen Baustellen ist immer wieder zu hören, dass eine geschützte Tierart gefunden wird, die die Fertigstellung erheblich verzögert und Umplanungen nach sich zieht. So ist es nun auch im Bereich der Northeimer Seenplatte passiert. „Die erforderlichen und eng getakteten Brückenabrisse und -neubauten in diesem Bereich wurden durch eine Neuansiedlung geschützter Wasserfledermäuse unterbrochen, die zudem eine Nutzung der Sperrpausen des Zugbetriebs im ICE-Verkehr verhinderten“, teilt Via Niedersachsen dazu mit. Heißt für die Großbaustelle: Bevor die betreffenden Brücken abgerissen werden, müssen quasi neue Rückzugsmöglichkeiten für die Wasserfledermäuse geschaffen werden. In diesem Fall drei Häuschen am Ufer der Northeimer Seenplatte. Bereits 2019 ist das passiert, doch die neue Behausung wurde erst einmal nicht angenommen. Im Gegenteil, den Tieren gefiel es offenbar an einer anderen Brücke besser. Problem: Auch diese wird abgerissen. Wie Philippe Rossignol mitteilte, hätten die Wasserfledermäuse jetzt zumindest die neuen Quartiere in Augenschein genommen.

Das zweite Problem hat mit wertvollen archäologischen Funden zu tun: „Für die Bergung und Konservierung der nahe Eboldshausen gefundenen, äußerst großen und gut erhaltenen Zeugnisse bandkeramischer Siedlungsbauten mussten mehr als 80 Wochen aufgewendet werden“, heißt es seitens der Via Niedersachsen. Dahinter verbergen über 1.100 Scherben, die auf Siedlungsspuren aus der Jungsteinzeit datiert werden. Auch Sperrspitzen, die von der Römerschlacht bei Harzhorn stammen, konnten in diesem Zusammenhang aus dem Erdreich geborgen werden.

Dem nicht genug, insbesondere im Bereich Echte führten schwierige und örtlich äußerst sogenannte inhomogene Bodenverhältnisse zu komplexen Anpassungen bei Bauwerksgründungen.

Mit Blick auf die Probleme vor Ort und auf die zeitlichen Verzögerungen wird deutlich, dass sich die A 7-Fertigstellung sogar um zwei Jahre verzögert, also bis Ende 2023. Um dem Ganzen entgegenzuwirken hat Via Niedersachsen sich noch einmal alle Bauabläufe angeschaut und reagiert.  In enger Zusammenarbeit zwischen den Baubeteiligten, der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr sowie der Deutschen Bahn konnten zwar umgehend Ersatzquartiere gebaut, neue Termine für die Sperrpausen des Zugbetriebs und geänderte Bauwerksgründungen gefunden werden, eine Verzögerung war jedoch nicht zu vermeiden. „Gemeinsam mit der Landesbehörde und dem Bund als Eigentümer der Autobahn konnte Via Niedersachsen nunmehr den Bauablauf so optimieren, dass die Bauabschnitte 1 und 5 am nördlichen und südlichen Ende der Baustrecke Ende des Jahres 2021 und alle weiteren Bauabschnitte Ende 2022 freigegeben werden“, informiert die Via Niedersachsen über die weiteren Bauabläufe auf der A 7.

Fest steht aber auch, diese zusätzlichen Maßnahmen und die längere Bauzeit von einem Jahr wird für deutliche Mehrkosten sorgen. Wie viel das sein wird, darüber hat die Via Niedersachsen kein Wort verloren. In der Vergangenheit stand für die Gesamtmaßnahme rund 440 Millionen Euro im Raum.
Klar ist aber auch, die Autofahrer werden noch mehr Geduld aufbringen müssen. Weitere Umleitungen und Sperrungen sind für die weiteren Maßnahmen notwendig.syg