Weihnachten 2020: Vieles war anders, aber „ausgefallen” ist es nicht

Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde St. Vitus und St. Andreas sowie die katholische Kirchengemeinde Maria Königin feierten in Seesen eine Sternstunde unter freiem Himmel / Wenig Polizeieinsätze während der Festtage

Zahlreiche Besucher kamen zum Open-Air-Gottesdienst am Heiligen Abend.

Seesen. Im Sommer haben wir uns das noch nicht vorstellen können. Nun aber, zum ersten Weihnachtsfest in einer Pandemie-Lage, meisterten die Kirchengemeinden in Seesen (wie im Umland) die Situation mit kreativen Ansätzen. Die Gottesdienste fanden vielerorts statt und waren – den erschwerten Umständen zum Trotz – gut besucht.

Von zahlreichen Gläubigen war allerorten immer wieder Dank an die Gemeinde-Verantwortlichen zu vernehmen, dass sie es verstanden hätten, eine pandemiegerechte Form von Gottesdiensten allen Widerständen zum Trotz möglich zu machen. Natürlich gab es auch Worte der Kritik, nicht jeder war damit einverstanden, dass man im Zuge eines harten Lockdowns nicht auch auf die Weihnachtsgottesdienste verzichtete. Einige Orte taten das, in Seesen selbst indes bestand die Möglichkeit, die Gottesdienste zu besuchen. Am Heiligen Abend fanden am Nachmittag zunächst zwei in der St.-Andreas-Kirche statt.

Herausragendes Ereignis war in diesem besonderen Jahr aber die Christvesper um 17 Uhr. Diese wurde auf der Wiese zwischen der St.-Andreas-Kirche und dem Glockenturm als ökumenischer Open-Air-Gottesdienst zusammen mit der katholischen Kirchengemeinde Maria Königin gefeiert.

Ökumenischer Gottesdienst vom Regen verschont

Wetterfeste Kleidung war nötig, den ganzen Tag über hatte es am Heiligen Abend geregnet. Dann aber hatten die Verantwortlichen doch noch Glück.
Auf der grünen Wiese war Platz für 1.000 Menschen, wie viele tatsächlich gekommen waren, lässt sich schwer einschätzen. Vielleicht waren es 400 Menschen, die gekommen waren.

Es waren Bänke aufgestellt, so dass auch die Möglichkeit bestand, sich hinzusetzen. Es gab keine Umzäunung und auch keine Eingänge, um eben ein Gedränge, wie man es von Einlässen kennt, zu vermeiden. Eine Anmeldung war erforderlich, ebenso gab es ein strenges Hygienekonzept. Alles war mit dem Gesundheitsamt in Goslar abgestimmt.
Erfreulicherweise hatte die Kirche weitere Unterstützung erhalten. Das Stadtmarketing sorgte für Beleuchtung, der Glockenturm leuchtete, weitere Strahler waren so positioniert, dass die Bäume von unten angestrahlt wurden.

Der Propsteiposaunenchor umrahmte den Gottesdienst musikalisch und es waren große Krippenfiguren aufgestellt. Ein Krippenspiel, in der Form, wie wir es kennen, gab es indes nicht.

Eröffnet wurde der ökumenische Gottesdienst von Dechant Stefan Lampe von der Katholischen Gemeinde Maria Königin. Die Weihnachtsgeschichte trugen die beiden Pastoren Tim-Florian Meyer und Thomas Weißer vor.

Am meisten beeindruckte wohl die Besucher die Worte von Propst Thomas Gleicher, der in seiner Predigt die Pandemie in den Fokus rückte.

Schon zuvor hatte Gleicher mit der Botschaft „Fürchtet Euch nicht“ in Anbetracht des „Heiligen Abend“ geschrieben, dass wir sehr wohl all die gefährliche Bedrohung durch Corona sehen und danach vorsichtig und umsichtig handeln, auch für unsere Nächsten.„ Diese Botschaft des Verkündigungsengels möchte uns auch sagen, dass wir dem Virus weder unsere Weihnachtsfreude noch unsere Lebensfreude opfern dürfen, das wäre gewiss ein falscher Weg, der uns nicht gut tun würde!“

Er erinnerte an die Bewohner im St.Vitus-Altenzentrum und lobte die Ökumene vor Ort. Das sei ein Geschenk. Infrage stellte er, ob uns die Geschenke des Alltags stets bewusst waren, jetzt wo vieles nicht mehr so ist, wie es einmal war. „Viele quält dieser dunkele Schleier, der sich wie Mehltau über unser Land gelegt hat, und alles beschwert.

Weihnachtszeit sei die Sehnsuchtszeit der Kinder und Erwachsenen, mit ihren Überlieferungen. Weihnachten als Fest der Familie. In diesem Jahr drücke der Verzicht die besondere Verbundenheit aus. „Manchmal ist es eben sicherer, wenn sie nicht kommen!”

Und so war es wahrscheinlich dann auch in den allermeisten Familien. Eine jede feierte für sich – am Heiligabend ohnehin, aber auch am 1. und 2. Weihnachtstag blieben viele zu Hause beziehungsweise beschränkten sich auf reduziertes Feiern.

Die Gaststätten blieben ohnehin zu, das Weihnachtsessen wurde entweder selbst zubereitet, oder man nahm den Service in Anspruch, den viele Restaurants im Vorfeld angeboten hatten, und holte das Essen ab oder ließ es sich liefern. Auch das war möglich.
Auch aus Sicht der Polizei war es ein ruhiges Fest, am Heiligen Abend gab es keinerlei Einsätze.

Ein Vorfall wurde am ersten Weihnachtstag festgehalten. Im Verlauf einer verbalen Auseinandersetzung, zwischen einem Mann aus Seesen und aus Rhüden, wurde das Opfer aus Rhüden am Kragen gepackt und gegen sein Auto geschubst. Das Opfer soll während des Streits ein Messer in der Hand gehalten haben. Nach der Auseinandersetzung verließ das Opfer, fahrend in seinem Pkw, die Örtlichkeit, obwohl er unter dem Einfluss von Alkohol stand.

Der Fahrer wurde an seiner Wohnanschrift angetroffen und ihm wurde eine Blutprobe entnommen. Mehrere Strafverfahren wurden eingeleitet.uk