„Wenn der Herrgott ruft, ist Sense“

Konzert mit Johannes Hirschler und Peter Wiebold in der St.-Andreaskirche

Johannes Hirschler und Peter Wiebold coverten Lieder von bekannten Songwritern wie Reinhard Mey, Silbermond, Pur, Herbert Grönemeyer, Eric Clapton und Klaus Hoffmann und ergänzten das Ganze mit einigen eher christlich geprägten Melodien

Seesen. Beim Konzert „Abschied muss man üben“, das Johannes Hirschler und Peter Wiebold in der Andreaskirche Seesen gaben, durfte auch gelacht werden. Denn die beiden pastoralen Barden sangen in  ihrem Programm neben vielen ernsten und besinnlichen Melodien über Leben und Tod auch den Song der Kölner Szeneband De Höhner „Wenn der Herrjott ruft, ist Sense“. Und diese Urgesteine des Kölner Karnevals fanden eine höchst amüsante Art, im kölschen Singsang über den Tod zu reflektieren, wie zum Beispiel: „Dem Uhrmacher schlägt das letzte Stündchen. / Der Dieb, der stiehlt sich einfach fort. / Der Professor gibt seinen Geist auf. / Der Matrose geht über Bord.“ Und besonders schön die letzte Zeile „…auch die Putzfrau wird einmal zu Staub.“

Bei den anderen Liedern und Songs betrachtete das seit vielen Jahren gemeinsam musizierende Duo Leben und Tod in nachdenklicher Weise. In der liebevoll mit Kerzenlicht illuminierten Andreaskirche spannten die Beiden musikalisch einen weiten Bogen. Sie coverten Lieder von bekannten Songwritern wie Reinhard Mey, Silbermond, Pur, Herbert Grönemeyer, Eric Clapton und Klaus Hoffmann und ergänzten das Ganze mit einigen eher christlich geprägten Melodien. Dabei erwies sich Johannes Hirschler mit seiner klar fließenden Stimme als guter Anwalt der anrührenden Lieder von Reinhard Mey.

Und Peter Wiebold war dann am besten, wenn er seinen eigenen Stimmklang zuließ und die Imitation der Originalsänger vermied. Sehr schön klang es auch, wenn sich die wohlklingenden Stimmen zur Zweistimmigkeit vereinten. Dabei wäre etwas deutlichere Textverständlichkeit gut gewesen, was vielleicht auch mit dem Raum zu tun hatte.

Auch wäre ein Programm mit den teilweise komplexen Texten hilfreich. Zu jedem Lied hatten sie sich eine passende Instrumentierung ausgedacht, wobei vor allem Peter Wiebold viele Variationen parat hat. Er spielt die Bassgitarre genau so sicher wie seine Leadgitarre, kann dann auf dem Keyboard farbige Klänge mischen und sogar mit einem Akkordeon Walzerklänge begleiten.

Das gab dann solchen bewegenden Liedern wie dem biografischen Trauergesang „Walzer für dich“  einen eigenen Sound. Es ist zu Tränen rührend, wie gerade in diesem Lied der Pur-Sänger Hartmut Engler seine Gefühle zum Tod des Vaters ausdrückt.

Das gilt aber auch für den Song „Der Weg“, den Herbert Grönemeyer nach dem Tod seiner Frau Anna schrieb. All diese Lieder berührten nicht nur wegen des persönlichen Hintergrundes. Man findet sich auch selbst darin wieder mit den eigenen Erfahrungen. Das kann dazu helfen, das eigene Sterben zu akzeptieren und als Chance zu bewusster Gestaltung des Lebens zu verstehen.

Das Besondere des Abends waren aber nicht nur die Lieder. Beide Pastoren hatten mit feinem literarischem Gespür kurze Texte ausgesucht, die sie zwischen den Liedern lasen. Mit ihnen verstärkten sie die Botschaft des Konzertes, zu der sie der Refrain eines Songs von Heinz-Rudolf Kunze inspirierte: „Abschied muss man üben, sonst fällt er viel zu schwer“.

Das Konzert vermittelte einen offenen Umgang mit dem Sterben. Das passte gut in die Zielsetzung Hospizinitiative HORIZONT Seesen. Sie hatte zu diesem Abend eingeladen. „Wir wollen mit so einem Angebot die Menschen einladen, uns kennen zu lernen“, sagt der Vorsitzende des Vereins, Pastor Tim-Florian Meyer. Die Hospizinitiative begleitet Menschen auf ihrem letzten Weg, steht Angehörigen entlastend zur Seite und bietet Hilfe beim Trauern an. „Der Bedarf ist groß und wächst. Das ist gut so. Wir sind jetzt 16 Mitarbeitende. Es dürfen mehr werden“, meint der Pastor, der auch eine Spezialausbildung zur Trauerbegleitung hat.

Nachdenklich verließ man die Kirche in den schon winterlich-kalten Abend. Dabei hatte man noch den Kehrvers des gemeinsamen Schlussliedes von Clemens Bittlinger im Sinn: „Sei behütet auf deinen Wegen. Sei behütet auch mitten in der Nacht.“ Und das war tröstlich.red