Wie hätte Busch diese Bautätigkeiten erlebt?

Ein fiktiver Brief an Nanda Keßler, die häufig kontaktierte Tochter der befreundeten Bankiersfamilie

Mechtshausen. Am alten, 1888 erbauten Pfarrhaus in Mechtshausen, jenem von Wilhelm Busch bis zu seinem Tode bewohnten Haus, herrscht aufgrund der Sanierungsarbeiten zur Zeit reges Treiben. Wie hätte Busch diese Bautätigkeiten wohl erlebt? An dieser Stelle ein fiktiver Brief an Nanda Keßler, die häufig kontaktierte Tochter der befreundeten Bankiersfamilie aus Frankfurt (die in wörtlicher Rede gehaltenen Textstellen sind Originalzitate). HR

Meine liebe Nanda!

„Ich danke dir für deinen Glückwunsch zu meinem Geburtstag“. Indeß ich nicht daheim in Mechtshausen war. „Wer kann das auch bei der ewigen Unruhe“. Gehen doch recht laut und polternd die Handwerker ihrer Bauthätigkeit nach, befreien das Haus von seinen alten Ziegeln und entrümpeln sein Oberstübchen. Dabei sind die Werker flink und decken jeden Tag führsorglich schützende Tücher über den geöffneten Schädel. „Ach die Welt ist so geräumig, nur der Kopf ist so beschränkt“. Da thut es auch einem ursprünglich kirchlichen Kopfgebälk gut, den Hut gelüftet zu bekommen, von alter Last befreit und vom Wind einmal kräftig durchgepustet zu werden, auf daß hinterher neue Balken alles stützen! Und was an vergessenem Sammelsurium sich dort alles oben versteckt hat! Das liegt jetzt artig auf dem welken Märzenbecherteppich und wartet auf ein nächstes Dasein. Bald schon mag der frisch verstärkte Schädel einen neuen Hut bekommen. Die tönernen Ziegel liegen schon parat.

Mit dem Oberstübchen ist es im Alter so eine Sache: „Das Gedächtnis läßt doch allmählich nach, sagt Metusalem. Da war er 900 Jahre alt. Ich spür´s auch zuweilen!“ Nur daß ich wohl nicht auf neues Kopfgebälk hoffen kann.

„Unser Wetter ist neckisch: Pustewind, Blitz, Donner, Regen, Graupeln, Schnee und freundlichster Sonnenschein haben miteinander gewechselt. Die letzten Nächte hat´s gefroren... “ „...und es blühen nun draußen im Garten die Veilchen und gelben Narzißen und grünlich schimmert die Hecke..” Das rege Treiben in der Natur und am Haus bringt Abwechslung in diesen düsteren Zeiten, wo man sich doch so sehr nach Besuch sehnt.
Tausend Grüße an Euch alle, besonders an Dich, liebe Nanda, von Deinem getreuen Onkel Wilhelm.red