Winnetou-Kulisse, 20 Pannen, ein Sturz und viele Spendengelder

„Ibupropheten“ sind von 1200-Kilometer-Moped-Tour zurück / 3400 Euro für Aufforstung des Harzes gesammelt

Die „Ibupropheten“ am Eingang der größten militärischen Flugzeugkaverne Europas in Zeljava.

Seesen. Die „Ibupropheten“ sind wieder zurück. Die verrückte Moped-Bande aus Seesen und Umgebung war in der ersten Septemberhälfte auf einer einwöchigen Spendentour durch sieben Länder unterwegs und sammelte dabei Geld für die Aufforstung des Harzes (der „Beobachter“ berichtete). Zu erleben gab es dabei eine ganze Menge.

Mit einem gemieteten Neun-Sitzer und einem riesigen Anhänger, auf dem die neun Mopeds mit jeweils 50 Kubikzentimeter Hubraum aufgeladen waren, wurde Lessach in Österreich angesteuert, wo der Start des „Moped Rodeos“ vonstatten ging.

Zusammen mit 220 anderen Startern ging es gleich am ersten Tag über den 1368 Meter hohen Loiblpass durch die Karawanken von Österreich nach Slowenien. Mit bis zu 16 Prozent Steigung war das gleich die erste Materialprobe. Die schwer bepackten Roller und Mopeds brauchten teilweise schon Unterstützung per Muskelkraft, um nicht an den Steilhängen der Alpen stehen zu bleiben. Über Laško (SLO) erreichte man Kroatien, wo die Teams sich durch ehemalige Kriegsgebiete des Balkankrieges durchs Hinterland bis nach Bosnien-Herzegowina schlängelten. Ohne jeglichen Verkehr ging es vorbei an dem höchsten Schornstein Europas (360 Meter), an den Plitvicer Seen, an Winnetou-Drehorten und der größten Flugzeugkaverne Europas in Željava bis in die Stadt Knin im Zentrum Kroatiens.

Bereits am dritten Tag ging es an die kroatische Adriaküste und wieder heimwärts Richtung Norden, vorbei an traumhaften Stränden immer mit Blick auf die Inseln Pag und Rab, die dann auch per Fähre erreicht wurde. Auf der letzten Insel Krk gab es schließlich größere Probleme. Ein kapitaler Motorschaden an einem Roller bremste die bisher gut laufende Fahrt aus. Nur durch Zufall fand die Truppe nach einigen Stunden einen 18-jährigen Kroaten, der Ersatzteile hatte und trotz Gipsarm den Motor reparieren konnte. Nach einem verlorenen Tag ging es aber doch über Rijeka nach Triest in Italien weiter und so konnte man auch am Folgetag an der täglichen Fahrerbesprechung am Checkpoint teilnehmen.

Vor der Weiterfahrt musste auch hier erst eine gebrochene Schaltgabel an einer Simson repariert werden. Das eigentliche Ziel der Rallye, dass sich nämlich alle Teilnehmer gegenseitig helfen, um gemeinsam ins Ziel zu kommen, spielte hier einen Trumpf aus. Ein Mitstreiter hatte das benötigte Ersatzteil und half sogleich beim Einbau. Einige Tage vorher hatte ein anderes Team den Fahrern sogar ein Speichenrad ausgeliehen, weil bei einer Walddurchquerung ein paar Speichen gebrochen waren. Jeder hilft also jedem, wenn er kann. Ein Servicefahrzeug gibt es nicht. Alle sind auf sich allein gestellt. Berichtet wurde beispielsweise auch von der kroatischen Polizei, die einem Team per Schlauch mit Benzin aus dem Tank des Streifenwagens aushalf. Tankstellen waren teilweise sehr rar und entsprechend begehrt; manchmal aber eben auch ohne Grund einfach geschlossen.

Der letzte Tag hatte es ebenfalls noch einmal in sich. Es ging von Italien über Slowenien nach Österreich zurück. Über den 1156 Meter hohen Predilpass wurde ein Roller per Abschleppseil über 30 Kilometer den Pass hochgezogen. Die eigene Motorkraft hatte derart nachgelassen, dass eine alleinige Auffahrt nicht mehr möglich war.

Zurück in Lessach, das gleichzeitig Start und Ziel der 1200 Kilometer langen Rundfahrt war, wurden bis auf zwei Fahrer alle Starter herzlich begrüßt und mit Teilnehmerurkunde und einem Bier ausgestattet.

Von den „Ibupropheten“ kamen alle Neun ins Ziel, einer mit leichten Blessuren. Die Bilanz der Tour: Ein Sturz mit Hautabschürfungen, zwei eiskalte Nachtfahrten und 20 Pannen, die man in 19 Fällen selbst meistern konnte. „Aber dieses Abenteuer und die wunderschönen Landschaften entschädigten für alles. Irgend wann wollen wir das nochmal machen, aber nicht gleich in den nächsten Jahren, denn von Urlaub konnte hier nicht die Rede sein“, sagt André Paul. Hier habe sich ein Leitspruch des Veranstalters, des „Backroad Clubs“, bewahrheitet, der da lautet: „Von einfach war nie die Rede“!

Die „Ibupropheten“ hatten vor und während des Moped-Rodeos für ihr Herzensprojekt geworben, und das mit einem großen und so nicht erwarteten Erfolg: Es wurden über 3400 Euro für das Projekt „10.000 Bäume für den Harz“ gesammelt, die in den nächsten Tagen übergeben werden. Ein Link ist zu finden unter www.Ibupropheten.deAP/kno