„Wir setzen unseren Kampf fort“

„Bornhausen“ soll als Vorranggebiet für Windenergieanlagen festgelegt weden / BIübt harsche Kritik

Bornhausen. Wie der „Beobachter“ bereits am gestrigen Freitag berichtete, beabsichtigt der Regionalverband Großraum Braunschweig, im Rahmen einer Fortschreibung seines Regionalen Raumordnungsprogrammes (RROP), weitere Vorrangflächen für Windenergieanlagen in seinem Verbandsgebiet auszuweisen. Wie Alexander Nickel, Leiter des Fachbereichs Bau der Stadt Seesen , mitteilte, sei für das Gebiet der Stadt Seesen die Potenzialfläche „Bornhausen 01“ trotz erheblicher Bedenken von Bürgern, der Stadt Seesen und der Aktion Naturland e.V. als geeignet angesehen worden und soll nach dem vorliegenden Satzungsentwurf als Vorranggebiet für Windenergieanlagen festgelegt werden.

Als nächster Verfahrensschritt findet auf Einladung des Regionalverbandes am 13. Februar in Wolfenbüttel ein nicht-öffentlicher Erörterungstermin statt. Diese Entwicklung ruft nun einmal mehr die Bürgerinitiative „Windkraft ja – aber nur dort, wo sie passt“ auf den Plan. „Ich habe schriftlich sowohl gegen die Nichtöffentlichkeit der Anhörung der Träger öffentlicher Belange, als auch den gegen den Ausschluss der Privaten protestiert“, ließ BI-Sprecher Hans-Walter Pallinger jetzt seine Mitstreiter wissen.

Das sehr aufwändige Werk, das im Internet unter Regionalverband-Braunschweig.de heruntergeladen werden kann, enthalte Übersichtskarten und Daten, Abwägungsunterlagen, Satzungsentwurf, Begründung und Methodenband, Umweltbericht und Gutachten. „Eine Unmenge an Berichten, die das Ganze sehr unübersichtlich machen – weit über 7000 Seiten. Alte Leute, und wer sonst noch etwas ungeübt auf dem Computer ist, kommt damit nicht zurecht“, so Pallinger.

Was nun die Potenzialfläche „Bornhausen“ angehe – sie liegt mitten im Stadtbereich zwischen dem nördlichen Seesen, Engelade, Bilderlahe, Mechtshausen und Bornhausen – so komme der Regionalverband mit allen Interpretationen zu dem Schluss, dass diese für den Windkraftausbau geeignet sein soll. „Alle unsere Einwendungen sind nicht ernst genommen worden und wurden zum Teil in der Luft zerfetzt“, sagt ein erboster Hans-Walter Pallinger. Und er nennt ein Beispiel: Das Windgebiet zum Heber sei nur 3,2 Kilometer entfernt – laut Vorgaben müssten es fünf Kilometer sein. Dies wische der Regionalverband vom Tisch mit der Begründung, dass man hier einem Gutachter folgen würde, dass man im Einzelfall die Distanz auf drei Kilometer verkürzen könne. Ähnliches gelte für die Entfernung bis zum Harz. Das Windgebiet liege nur vier Kilometer vom Harzrand entfernt und auch hier müssten es fünf sein. Dort habe man, wieder dem Gutachter folgend, die Entfernung auf drei Kilometer verkürzt. Wieder wurde es passend gemacht – und „alternative Fakten“ geschaffen. Anderswo sei die 5-Kilometer-Zone eingehalten worden; sie führte zu der Ablehnung eines Windgebietes vor Münchehof.

Außerdem sei der Vogelzug im Frühjahr und im Herbst gänzlich negiert worden. Seitens der Bürgerinitiative sei man jedoch nach wie vor der Meinung, dass es zwischen Harz und Heber „Geflügelsalat“ geben werde, weil die Vögel nicht erkennen, was dort aufgebaut wird. Und sie würden sich an ihre Flugroute halten, egal was ihnen im Wege stehe. „Die Begründungen unsererseits, dass die Bornhäuser insbesondere unter den Schallemissionen leiden werden, wurden erneut mit den vorhandenen Autobahngeräuschen gekontert. Die A7 wird gegengerechnet und man höre die Windanlagen kaum, weil jeder Schall angeblich von der Autobahn komme. Auch die Bundesstraße, die durch das Dorf verläuft, wurde gegen die Windgeräusche angerechnet“, machte Hans-Walter Pallinger deutlich. Das sei „absolut ignorant“, weil man davon ausgehe, dass dort, wo die Belastungen schon groß genug seien, man immer noch mehr davon draufpacken könne.

Pallinger weiter: „Das Windgebiet passt also nach Aussagen des Regionalverbandes. Wir wollen unseren Kampf aber fortsetzen“. Erstens habe er schon Bürgermeister Erik Homann und Bauamtsleiter Alexander Nickel dringend gebeten, ihre und die Argumente der BI mit Verve bei der Anhörung in Wolfenbüttel einzubringen. Schließlich gelte es ja einen Ratsbeschluss umzusetzen, der eindeutig besagte, dass Seesen gegen das Vorranggebiet sei.

Außerdem wolle die Stadt an der Kirschenallee doch das Gewerbegebiet entstehen lassen, was im Falle eines Windparks dann nicht mehr möglich sei. Zweitens haben wir die Aufgabe, wenn es denn kommt, die Bauleitplanung und die Bebauungspläne zu begleiten. Wenn wir die Abstände groß machen oder die Windanlagen nur 80 Meter hoch sein dürfen, wird dort vielleicht niemals eine Windmühle gebaut werden.kno