Wortakrobatik, Saxophon- und Swingklänge vor und im Haus

Kultureller Part der Jacobson-Tage unter Coronabedingungen begeistert das Publikum

Das Trio begeisterte am Sonnabend das Seesener Publikum unter anderem mit Swing-Klassikern (von links): Thilo Wagner, Engelbert Wrobel und Pete York.

Seesen. Diese Zutaten hatten es in sich: Wortakrobatik vom Feinsten, die europäische Top-Elite in Sachen Jazz, Swing und Blues sowie fünf leidenschaftliche Saxophonisten. Nach langer coronabedingter Zwangspause hatte die Stadt Seesen in enger Zusammenarbeit mit dem Kulturforum Seesen in kurzer Zeit ein gelungenes Alternativ-Programm für die Jacobson-Tage 2020 aufgestellt, die zeitgleich auch den Nachklang des TRAFO-Projektes bildeten. Und die bereits eingangs erwähnten kulturellen Zutaten kamen sehr gut an.

Bekanntlich wurde das Jacobson-Haus mit Hilfe der Fördergelder durch das TRAFO-Programm saniert und schließlich zu einer kulturellen Begegnungsstätte, die von verschiedenen Vereinen genutzt wird und in der in den vergangenen Jahren viele unterschiedliche Veranstaltungen stattgefunden haben. Kulturelles Highlight waren dabei stets die Jacobson-Tage – und so sollte es auch in diesem besonderen Jahr sein. 

Open-Air im Herbst klingt gewagt, doch es ist die Seesener Antwort auf die Corona-Auflagen. Statt in feinem Zwirn ging das Publikum eben mit dicker Jacke und Decken zum Konzert. Wer wollte, konnte sich Essen und Getränke mitbringen, denn das Motto des Abend lautete „Picknick mit Konzert“. Am Freitagabend trotzten 120 Besucher den kühlen Temperaturen, für die Wärme sorgten die Künstler auf der Bühne. Das Seesener Saxophon-Quintett „Elke auf dem Holzweg“ spielte in den frühen Abendstunden bekannte Songs wie „Hit the Road, Jack“, „Viva la Vida“ oder Queens „Bohemian Rhapsody“. Die Stimmung war prächtig, im Anschluss kamen die Kabarett-Freunde auf ihre Kosten und die Lachmuskeln wurden angeregt.

Jochen Malmsheimer setzte der guten Laune des Publikums an diesem Abend mit seinem Programm schließlich die Krone auf. Kennzeichnend für seine Auftritte ist die Herausarbeitung von Profanitäten des Lebens mit großer Stimm- und Wortkraft, so wird er beschrieben.  Dass das stimmt, davon konnte sich das Seesener Publikum selbst überzeugen. Mit gewitzter wie beeindruckender Wortakrobatik nahm er die Zuschauer mit auf eine Busreise der besonderen Art und machte dabei unmissverständlich auf die „Generalverblödung“ der Gesellschaft aufmerksam. Seine „Dogensuppe Herzogin“ war jedenfalls sehr bekömmlich.

Das für Samstagabend angesetzte Konzert mit Pete York wurde vor dem Hintergrund der Wettervorhersage in den Bürgersaal verlegt – in entspannter Atmosphäre und mit viel guter Laune begeisterte das Trio um York (bekannt durch die Spencer Davis Group), Thilo Wagner am Piano und Engelbert Wrobel mit Saxophon oder Klarinette die Zuschauer. Mehrfacher Zwischenapplaus inklusive.

 Diese Tage zeigen, welche Kraft die Kultur hat, um dem Alltag ein Stück weit zu entfliehen. Aber auch, wie sehr das Seesener Publikum diese vermisst hat. Von der Begeisterung her, war es wie zu normalen Zeiten.red