Zahl der Tafel-Kunden in Seesen steigt deutlich an

Verantwortliche verzeichnen einen Zuwachs von 20 Prozent

Seesen. Jeden Tag fallen im Handel und bei Herstellern enorme Mengen an Lebensmitteln an, die obwohl qualitativ einwandfrei, im Wirtschaftskreislauf nicht mehr verkauft werden dürfen. Auf der anderen Seite leben auch in Seesen und Umgebung viele Menschen, die von Armut betroffen oder unmittelbar bedroht sind und in ihrer Notsituation am Essen sparen. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer bemühen sich um einen Ausgleich: Sie sammeln die „überschüssigen“ Lebensmittel bei rund 15 lokalen Lebensmittelgeschäften ein und verteilen diese an Menschen, die auf staatliche Transferleistungen (ALG II, Sozialhilfe, Grundsicherung, usw.) oder eine niedrige Rente angewiesen sind.

Im Jahr sind das über 1.000 bedürftige Menschen, die in ihrer schwierigen Lebenssituation das Tafel-Angebot in Anspruch nehmen und dort regelmäßig, wiederkehrend oder sogar über Jahre Lebensmittel beziehen müssen, um monatlich über die Runden zu kommen. Dabei nimmt die Zahl der Abnehmer seit Jahresbeginn stetig zu. Im Vergleich zum Jahr 2018 ist die Zahl der Kundinnen und Kunden der Tafel Seesen um etwa 20 Prozent gestiegen. Etwa 1.365 Menschen gehören mittlerweile zum Kundenkreis der Tafel Seesen.

Davon sind etwa 47 Prozent ALG II-Bezieherinnen und -Bezieher, 26 Prozent Senioren mit einer niedrigen Rente und/ oder aufstockender Grundsicherung, 20 Prozent Empfängerinnen und Empfänger nach dem Asylbewerberleistungsgesetz und sieben Prozent sind Geringverdiener (wie zum Beispiel 450-Euro-Jobber).

Verteilt nach Altersgruppen liegt insbesondere die Gruppe der „Kinder und Jugendlichen“ mit etwa 60 Prozent dabei am höchsten. Insgesamt verzeichnen die Tafel Seesen und ihr Träger bei der Gruppe der sozial benachteiligten Familien und Alleinerziehenden mit einem oder mehreren Kindern einen Anstieg um etwa 50 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

„Unsere Tafel wird überwiegend von Alleinerziehenden und kinderreichen Familien, mit und ohne Migrationshintergrund in Anspruch genommen. Aufgrund der hohen Nutzerzahlen von Familien und um Verteilungskämpfe während der Ausgabe zu vermeiden, haben wir bereits vor einigen Jahren unsere Lebensmittelausgabe umgestellt. Die Verteilung findet montags ausschließlich für Ein-Personen-Haushalte, am Dienstag für zwei bis vier Personen-Haushalte und am Donnerstag für kinderreiche Familien statt,“ berichtet Marion Deerberg, verantwortlich für die Tafel Seesen und ihren Trägerverein.

Und sie erzählt weiter: „Pro Haushalt kommt nur ein Abholer. In der Regel ist das der Haushaltsvorstand. Am Donnerstag liegen die zu unterstützenden Haushalte zwischen fünf und zwölf Personen. Zwei Erwachsene plus die Anzahl der im Haushalt lebenden Kinder.

Für die Ehrenamtlichen Verteilerinnen und Verteiler bedeutet vor allem die Donnerstags-Ausgabe nicht nur eine körperliche Herausforderung, sondern auch viel Ausdauer und Organisation.“

Bei der Tafel Seesen engagieren sich derzeit rund 30 Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Etwa 63 Prozent von ihnen sind Seniorinnen und Senioren. Für die Tafel-Aktiven bedeutet die immer noch stetig wachsende Zahl der Tafel-Kunden eine Zunahme der Lebensmittelbeschaffung, des Organisationsaufwandes und der Kosten. Allein der tägliche Tafel-Betrieb (Versicherungen, Energie, Benzin, usw.) beläuft sich monatlich auf etwa 1.300 Euro, die durch Geldspenden und Beiträge gestemmt werden müssen. Bei den Geldspenden verzeichnet die Tafel Seesen derzeit einen leichten Rückgang.

Um allen Bedürftigen helfen und die Tafel-Kosten stemmen zu können, hoffen die Tafel Seesen und ihr Trägerverein auf die Unterstützung von „langjährigen“ und „neuen“ Unterstützern und Förderern, die die Tafel-Arbeit mit einer kleinen oder größeren Geldspende unterstützen. Spendenkonto: VAMV-Ortsverband Seesen e.V., IBAN: DE03 2789 3760 1007 690500, BIC: GENODEF1SES, BANK: Volksbank eG Seesen.

Für eine Spendenquittung sind bei der Überweisung bitte die vollständigen Kontaktdaten mit anzugeben, die von der Tafel Seesen und ihrem Trägerverein selbstverständlich streng vertraulich behandelt werden.red