Bilderläher Landwirt unterstützt Initiative mit besonderer Fläche an der Kirschenallee

Gegen die konventionelle Landwirtschaft gibt es viele Vorurteile / Der Landvolkverband hat zu einer Aktion aufgerufen

Bilderlahe. Regionale Lebensmittel, am besten biologisch angebaut und ohne den Einsatz der chemischen Keule. So der Wunsch vieler. Doch die Landwirte in Seesen und der Region werden vor Herausforderungen gestellt. Sie geben ihr Bestes, dies alles in optimaler Qualität zu liefern, aber Unkraut, Schadinsekten und Krankheiten an Pflanzen oder auf dem Acker schmälern nicht nur den Ertrag, sondern noch mehr die Güte der Ernte.

Insbesondere Pilze als Schad-Erreger können sogar für den Menschen gefährliche Stoffe enthalten. Chemischer Pflanzenschutz in der Landwirtschaft wird in der Gesellschaft zunehmend kritisiert. Risiken und Gefahren sind im Gespräch, positive Aspekte dagegen werden kaum wahrgenommen. Und genau hier setzt eine Initiative des Niedersächsischen Landvolkes Braunschweiger Land an. Diese Aktion unterstützt auch der Bilderläher Landwirt Gerhardt Winkel. An der Seesener Kirschenallee hat er eine besondere Fläche auf seinem sechs Hektar großen Zuckerrübenfeld gestaltet.

Unkraut vergeht nicht von allein

Ziel ist, Vorurteile gegenüber konventioneller landwirtschaftlicher Praxis abzubauen und um Verständnis für die Nutzung chemischer Hilfsmittel zu werben. Zugleich wollen die Landwirte so zeigen, dass das Unkraut in den Böden ist. Der Bilderläher Landwirt hat dafür eine kleine Parzelle auf seinem Zuckerrübenfeld quasi der Natur und speziell dem Unkraut überlassen. Zuvor wurden natürlich auch hier Zuckerrüben angepflanzt. Das Unkraut konnte ungehindert wachsen, chemische Mittel kamen nicht zum Einsatz. Zu finden ist das Feld an der Kirschenallee – von Seesen aus in Richtung Bilderlahe fahrend auf der rechten Seite etwas unterhalb. Vor seiner kleinen besonderen Parzelle hat Gerhardt Winkel ein Schild unter dem Titel „Unkraut vergeht nicht“ aufgestellt. Darauf ist Folgendes zu lesen: „Sie möchten Lebensmittel aus der Region und in bester Qualität? Wir, Ihre Landwirte, geben unser Bestes Ihnen diese zu liefern. Dafür müssen wir unsere Pflanzen schützen. Was passiert, wenn dies nicht geschieht, können Sie hier beobachten: In diesem Teil des Feldes verzichten wir auf sämtliche Pflanzenschutzmaßnahmen. Um Unkraut, Schädlinge und Krankheiten unter Kontrolle zu halten, setzen wir Landwirte neben mechanischen und biologischen Methoden auch chemische Pflanzenschutzmittel ein. Immer verantwortungsvoll nach der Maßgabe: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Chemische Pflanzenschutzmittel sichern, als ein Handwerkszeug unter vielen, Ertrag und Qualität. Sie helfen uns Landwirten aber auch Ziele des Boden-, Klima- und Umweltschutzes zu erreichen. Wie? Das erfahren Sie unter „pflanzenschutz.landvolk.net“. Oder sprechen Sie uns gerne an!“

Auf noch eine Sache macht der Bilderläher aufmerksam: Solch eine naturbelassene Fläche ist vielleicht gut für das Auge, jedoch macht sie die Menschen nicht satt. Wer sich auf seinem Rübenfeld umsieht, erkennt, was er meint. Links sind hochgewachsene Zuckerrüben, rechts auf seiner Parzelle eher verkümmerte Pflanzen. „Wenn sie kein Wasser bekommen, gehen sie schlafen“, so Winkel. Vergleichbar ein Stück weit mit dem Winterschlaf, das bei der Pflanze auch daran zu erkennen ist, wenn sie ihre Blätter hängen lässt.

Ohne Unterstützung kein Ackerbau möglich

Auf diese Sache weisen auch die Vertreter des Landvolks bei ihren Veranstaltungen hin: Ganz ohne die Unterstützung des chemischen Pflanzenschutzes kann bei dem vorherrschenden Klima kein Ackerbau betrieben werden. Jederzeit gut gefüllte Lebensmittelregale seien keine Selbstverständlichkeit. Ein reiner Bioanbau zum Beispiel von Zuckerrüben beeinflusse Ertragssicherheit, Produktkosten und Bedarfsdeckung. Zukäufe müssten geschehen, um die Nachfrage zu stillen. Gleichwertige und ökologisch sinnvolle Alternativen dürften jedoch weder zu Ertrags- oder Qualitätseinbußen führen, noch Arbeitsaufwand und Kosten exorbitant in die Höhe treiben. Alles Aussagen, die auch der Bilderläher Landwirt voll und ganz unterschreiben würde.

Mit bewusstem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verhindere man negative Einflüsse auf die Qualität der erzeugten Lebensmittel, denn pilzliche Schad-Erreger und andere Pflanzenkrankheiten können durchaus auch die gesundheitliche Unbedenklichkeit pflanzlicher Rohstoffe beeinträchtigen. Für den bewussten Einsatz sprechen Effizienz, Ertrags- und Qualitätssicherung, Umwelt- und Bodenschonung, Kompetenz der Landwirte, Sicherheit (die Pflanzenschutzmittelzulassungen in Deutschland und Europa gelten als die strengsten) und Verantwortung. Chemische Verfahren sind neben der richtigen Sortenwahl, einer ausgewogenen Fruchtfolge sowie physikalischer und biologischer Verfahren nur ein Baustein im integrierten Pflanzenschutz. Müsse nach Abwägung aller wirkungsvollen, praktikablen und ökonomisch darstellbaren Möglichkeiten auf chemische Pflanzenschutzmittel zurückgegriffen werden, gelte immer das Prinzip: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“. Eingehend wurde aber auch diskutiert, wie das Thema auf breiter Ebene in allen Teilen der Bevölkerung transparent gemacht werden kann. So sei es notwendig, schon in den Schulen damit zu beginnen.

Ungehindert kann der Bilderläher aber das Unkraut nicht mehr wachsen lassen. Vor Kurzem musste er es abmähen und die Fläche mit Stroh abdecken, damit es sich nicht weiter ausbreiten kann.

Übrigens lohnt sich ein Besuch und ein genaueres Hinsehen an der Kirchenallee in Seesen gleich doppelt. Denn noch ein weiteres Schild ist hier zu finden. Dieses weist auf das Multitalent Zuckerrübe hin. Wer von Seesen in Richtung Bilderlahe über die Kirschenallee fährt, findet den Hinweis auf der linken Seite an einem Feldweg, der von der Straße abzweigt. Auch die Fakten unterstreichen, wie viele Rüben angebaut und letztendlich geerntet werden müssen denn aus sieben Rüben wird ein Kilogramm Zucker gewonnen. Jeder Deutsche verbraucht pro Jahr im Schnitt zwischen 18 und 20 Kilogramm Zucker. Heißt, dass 16 Quadratmeter der Fläche allein für einen Seesener benötigt werden, um seinen Jahresvorrat an Zucker gewährleisten zu können.syg/mru/ic

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